Zur dynamischen Wechselwirkung des Könnens und seinen Realisierungsbedingungen in neuen Mensch-Technik-Verhältnissen

Abstract: Man kann, was man übt, also was man tut, ohne es gut zu können, bis man es genau dadurch kann. Man kann aber nicht (mehr), was man nicht dauerhaft tut. Wir durchziehen heute zunehmende Bereiche der Lebenswelt, unseres Alltags mit Digitaltechnik und autonomeren intelligenten Systemen, die uns Anstrengungen abnehmen und an die wir nicht nur "dumb, dull and dangerous tasks" delegieren, sondern auch anspruchsvolle, kreative und lebenswichtige Aufgaben. Dadurch stellen sich drängende Fragen für unsere Bildung, unser Können und das menschliche Lernen - nicht nur das machine learning. Klar ist: Selbst wenn wir einen Roboter 24h am Tag Klavier üben lassen, dann können wir es kein bisschen besser. Aber muss ich noch mühsam eine Sprache lernen, wenn es doch bequeme KI-Übersetzer gibt? Unser Können hängt am Handeln (nicht nur Übung und Training) und unsere Handlungsbedingungen sind technisch geprägt und werden gerade digitaltechnisch transformiert. So oder so erlernen und verlernen wir Kompetenzen in einer technisch so oder so strukturierten Welt und Deskilling wie Upskilling kann fallspezifisch ethisch, politisch, gesellschaftlich sowohl wünschenswert, oder neutral als auch abzulehnen sein. Es ist in Zeiten beschleunigter technischer Transformation also eine Herausforderung und Aufgabe, die betroffenen Reskillingdynamiken zu verstehen, zu bewerten und deren Bedingungen verantwortungsvoll zu gestalten. Individuell bedeutet das im Rahmen der Möglichkeiten zu üben und zu handeln; institutionell bedeutet das, den Ermöglichungsrahmen selbst so zu gestalten, dass zukunftsfähige und uns wichtige Kompetenzen dauerhaft zur Verfügung stehen.
Denn ein besonderes Problem entsteht dann - und KI und Digitalisierung können solche Effekte haben -, wenn sich Fähigkeitsprofile nicht mehr einfach nur zeitadäquat wandeln (z.B. Autofahren statt Reiten), sondern wenn Technik die Bedingungen der Möglichkeit des Reskilling selbst gefährdet.

Dozent: Dr. Bruno Gransche

Räume
Beethovenstraße, Hauptgebäude (HG) Audimax (0133)

Anzahl der Workloadstunden
5